Haaaallo Eeeecho... Haaaallo Frei.Wild

Die Diskussion um die Echo-Nominierung der Band Frei.Wild macht einmal mehr die Problematik deutlich, mit der Demokratien Andersdenkenden schon der Verfassung wegen gegenüber treten müssen.

Was war geschehen? Eine Band, die offen mit nationalistischem Gedankengut Geld verdient, wurde für einen Musikpreis nominiert. Daraufhin traten ebenfalls nominierte Bands wie Kraftklub und MIA. von ihren Nominierungen zurück. Dieselben MIA. übrigens, die sich vor ziemlich genau 10 Jahren ironischerweise ähnlichen Vorwürfen ausgesetzt sahen. Ein Schelm, wer dabei an PR denkt.

So weit so gut. Es ist das gute Recht eines jeden Musikers auf Nominierungen zu verzichten. Von Veranstaltungen fern zu bleiben. Auch aus Protest. Die Schwierigkeiten fangen für mich da an, wo die Deutsche Phono-Akademie Frei.Wild von der Nominierungsliste streicht.

Einer der wichtigsten Verfassungsgrundsätze ist der der freien Meinungsäußerung. Jeder hat das Recht, zu sagen, oder eben zu singen, was er denkt, solange er damit nicht gegen die Verfassung verstößt und seien wir ehrlich, das Konstrukt Frei.Wild (es gibt eine Frei.Wild GbR!) ist clever. Im Grunde besingen sie den Stolz auf ihre Südtiroler Heimat nicht viel anders, als MIA. damals ihren auf ihre deutsche Herkunft. Sie geben dem Ganzen an manchen Stellen etwas Androhung von Gewalt hinzu, aber nie mehr als sie "dürfen" bzw. nie mehr als in der Kunst erlaubt sein muss. Jeder durchschnittliche Gangster-Rap begrüßt da schon morgens am Frühstückstisch seine Mutter expliziter. Wird jemand aufgrund solcher Äußerungen benachteiligt, und seien sie auch nationalistisch, so ist das schlicht undemokratisch. Und aus zweierlei Gründen gefährlich:

  1. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass dieser Ausschluss ein Sieg über nationalistisches Gedankengut sei. Die Verantwortlichen zogen diese Nominierung aus kommerziellen Gründen zurück, nicht aus politischen. Einen Eklat, wie der rund um den Integrationsbambi für Bushido, wollte dort mit Sicherheit niemand und eine medienwirksame Absage DER Band der Stunde (Ach ja und MIA.) macht sich nicht gut für eine solche Veranstaltung.
  2. Es verdeckt das eigentliche Problem. Frei.Wild wurden nominiert weil so viele Menschen den Dreck kauften, dass es überhaupt erst für eine Nominierung reichte!
Man sollte, glaube ich, nie vergessen, dass der Bodensatz, und damit der Löwenanteil, der rechten Szene aus Menschen besteht, die sich unverstanden und zurückgestoßen fühlen. Das sind dann die, die die Drecksarbeit machen. Ein Umstand, den die Brandstifter gern nutzen um mehr Menschen für ihre Sache zu rekrutieren. Und hier haben wir also eine Band die, im Grunde basisdemokratisch anhand ihrer Verkaufszahlen, für einen Preis nominiert wurde und ihnen wird die Chance verwehrt diesen Preis zu gewinnen. Das sind genau die brennenden Scheite, die die Brandstifter brauchen.

Die Deutsche Phono-Akademie jedenfalls sah in ihrer Hilflosigkeit während der ganzen Geschichte auffallend schlecht aus, obwohl es doch eigentlich so einfach hätte sein können dem Ganzen aus dem Weg zu gehen. So bleibt es zum Beispiel das Geheimnis der Verantwortlichen warum Frei.Wild überhaupt in der Kategorie "Rock/Alternative National" nominiert wurden. So weit ich mich erinnere stehen sie jedenfalls mit dem implizierten Statement Südtirol sei "National", seit einigen Jahrzehnten ziemlich allein da.

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