Kindergeburtstag aus der Hölle, Teil 1

Machen wir uns nichts vor, ab und zu sind Kinder nichts als das nervtötende, kleine Ergebnis eines, nach mehreren Jahren Beziehung, eher mäßig feierbaren Geschlechtsakts. Beleidigen Sie bitte nicht meinen Intellekt, indem Sie anderes behaupten. Um nun aber den Grad der Nervigkeit des eigenen Nachwuchses in die richtige Relation setzen zu können hat der Mensch, ganz Krone der Schöpfung, den Kindergeburtstag erfunden. Dieser Tag dient nicht etwa des Feierns der Geburt der kleinen Racker, sondern einzig und allein der Vergleichsmöglichkeit mit einer für die Versuchsanordnung meistens etwas zu groß geratenen Gruppe an Probandenkindern.

Worauf man als Eltern viel zu selten hingewiesen wird ist, dass es einen bestmöglichen Zeitpunkt für die Kopulation zwecks Zeugung gibt. Der Zeitpunkt der Empfängnis legt nämlich Ihre Aktivitätsmöglichkeiten an Kindergeburtstagen in den nächsten 10-15 Jahren fest. Wird Ihr Kind in den Wintermonaten geboren, sind Sie zum Beispiel automatisch mit den Freunden Ihrer Kinder in Ihrem Zuhause eingesperrt, und glauben Sie mir, das wollen Sie nicht. Oder Sie müssen sehr, sehr viel Geld ausgeben, um alle zu einer Location zu bringen, wo Sie dann ebenfalls mit ihnen eingesperrt sind, aber dafür eben wenigstens fremde Einrichtung zerstört wird. 

Wenn Sie also das nächste Mal zu Ostern einen selbstgemachten Eierlikör zuviel trinken, sollten Sie immer bedenken, wohin das führen kann. Traditionell die wenigste Arbeit hat man mit Sommerkindern, mit Glück haben sie in den Ferien Geburtstag und wenn nicht, kann man die Geburtstagsgesellschaft mit ein paar beherzten T̶r̶i̶t̶t̶e̶n̶ Worten zum Spielen nach draußen schicken und einfach ab und zu nachsehen, ob noch alle Gliedmaßen vorhanden und, im besten Fall, noch an der richtigen Stelle mit dem Besitzer verwachsen sind.

Wir waren so dumm, gleich die Geburten beider Kinder in die Wintermonate zu legen, wobei es bei einem wirklich knapp war. Im März kann man Glück haben, ein milder Winter, ein früh gelegenes Osterfest, das ist der Stoff aus dem elterliche Träume sind. 

Ja, man wird mit der Zeit anspruchsloser. 
Jedenfalls können da auch schon mal sonnige 15 Grad angesagt sein, die sich zwar wie 5 anfühlen, aber hey, wer wird sich schon beklagen? Also raus, Eier suchen und wenn die Finger dabei abfrieren.

Wenn man in einem Dorf wohnt, kennt man das Phänomen des Dorffestplatzes. Dort finden Osterfeuer und Martinszüge statt, auf Karnevals-, Ü30- oder Ü30-Karnevals-Parties saufen sich die Dorfbewohner ein bisschen ihrer Jugend zurück, bis sie merken, dass Sex im Stehen auf einer versifften Gemeinschaftstoilette ab einem gewissen Alter nicht mehr so richtig geil ist. Die Dorfjugend hingegen knutscht und kifft hier auf Geburtstagen und diversen Mottoparties zum ersten Mal und bemerkt irgendwann, dass Sex im Stehen auf einer versifften Gemeinschaftstoilette in einem gewissen Alter ziemlich geil ist.

Irgendwann dazwischen nutzt man den Platz aber auch gern als Ort für preisgünstige Kindergeburtstagsbespaßung. Er ist in der Regel selbst mit einer größeren Gruppe schnell zu Fuß erreichbar und wenn man zurück ist, werden die Kinder sicher müde sein. 

Das ist natürlich Quatsch. Sie sind nie müde. Niemals! Außer sie sollen grade aufstehen.  
Am Festplatz angekommen begeben sich die Kinder sofort auf die Suche nach den sorgsam versteckten Eiern und nach und nach werden auch alle gefunden. Leider von nur insgesamt drei Kindern, die man alle schon nach dem Zweiten gebeten hatte, doch auch welche für die anderen übrig zu lassen. Die gefühlten, und von einigen auch explizit benannten, Versager ohne Fund weinen inzwischen bitterlich, aber dafür sind ja immerhin bereits etwa 5 Minuten vergangen, obwohl Sie mindestens 30 für die Eiersuche eingeplant hatten und die Finder wiederum lachen Sie aus, weil offensichtlich selbst ein blinder und halbseitig gelähmter Affe die Eier schneller hätte finden können, als Reiner Calmund ein Sahnesorbet verdrückt. Sie stellen sich vor, wie ein Bär durchs Unterholz bricht und Sie mit einem schnellen, gezielten Prankenhieb von Ihrem Leid erlöst. Oder von den fremden Kindern. Je nachdem. 

Doch kein Bär taucht auf, um Ihnen diesen Gefallen zu tun, also schütteln Sie sich noch einige Spiele aus dem Ärmel. Es wird verstecken gespielt, fangen und „Hör auf, die anderen Kinder mit Ästen auf den Kopf zu schlagen“. Sie tauschen Blicke mit dem Partner aus, die allein ganze Bücher füllen könnten und letztlich einigt man sich wortlos darauf, dass man keines der Kinder einfach hier lassen kann, auch wenn nicht ganz klar ist, ob einige überhaupt vermisst würden. 

Mitten in dieses ohnehin schon katastrophale Ereignis hat der Mensch dann die wahrscheinlich allerdümmste Idee der Evolutionsgeschichte platziert: Den Geburtstagskuchen. Irgendjemand fand irgendwann, es sei eine gute Idee, hoffnungslos überdrehten Kinder Energie in Kuchenform zuzuführen und der in völliger geistiger Umnachtung verharrende Rest der Menschheit applaudierte und wiederholt diese Dämlichkeit jedes Jahr aufs Neue. Sollte ich irgendwann Zugriff auf eine Zeitmaschine erhalten, werde ich zurückreisen und diesen Menschen töten, ohne mit der Wimper zu zucken.

Ja, ich würde mich um diese Person noch vor Hitler kümmern, okay? Warum auch nicht, es ist eine Zeitmaschine, Sie würden es nicht mal merken. Also gucken Sie nicht so!
Noch während der Zucker sich schneller in der kindlichen Blutbahn ausbreitet als das Herpesvirus im Straßenkarneval und Sie in Gedanken den Erfinder der Geburtstagstorte qualvoll mit einem Schokoladenkuchen ersticken, geben Sie langsam auf, die kleinen Attentäter auf ihr Nervenkostüm auf die durchaus ernstzunehmende Wechselwirkung zwischen Stöcken und Köpfen hinzuweisen. Soll Darwin doch entscheiden.

Den Rest der Zeit versuchen Sie, Ihre kleinwüchsigen Besucher mit der Aussicht auf eine Süßigkeitentüte zur Rückkehr zu bewegen. Für besagte Tüte haben Sie natürlich das billige Zeug gekauft, das zu großen Teilen aus Farbstoffen, künstlichen Aromen und Fensterkitt zusammengemischt wurde, aber das wissen die Kinder nicht und so lenken sie irgendwann ein und alle machen sich, nach zwei Stunden, in denen Sie um fünf Jahre gealtert sind, endlich auf den Heimweg. Leider wissen Sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass das Schlimmste erst noch kommt.

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Herzlichst,
Ihr Rock Galore

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